Ökologischer Zustand / ökologisches Potenzial oberirdischer Fließgewässer
Anteil in Prozent im Monitoringzyklus
Stand: 11.06.2024
Aufgrund der Kürze der Zeitreihe ist eine Trendberechnung nicht möglich.
Ein mindestens guter ökologischer Zustand oder gutes ökologisches Potenzial sind Voraussetzung, um die vielfältigen Leistungen und ökosystemaren Funktionen oberirdischer Fließgewässer langfristig sicherzustellen. Zwischen 2018 und 2021 erfüllten 9,4 % der Fließgewässerkörper Nordrhein-Westfalens die jeweiligen Bedingungen. Der Anteil hat sich gegenüber dem Zeitraum von 2012 - 2014 nicht verändert. Die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie fordern einen guten ökologischen Zustand oder ein gutes ökologisches Potenzial für alle oberirdischen Fließgewässer Europas bis 2027. Dies ist entsprechend auch das Ziel der Landesregierung für die Gewässer Nordrhein-Westfalens.
Hintergrund und Bedeutung
Naturnahe Bäche und Flüsse sind die Lebensadern der Natur. In ihrer Dynamik bilden sie einzigartige und vielfältige Biotope, die einer großen Zahl auch seltener Tier- und Pflanzenarten wertvollen Lebensraum bieten. Darüber hinaus sind angrenzende Habitate in den Uferbereichen und Auen eng an die Gewässerqualität gekoppelt. So werden ein guter ökologischer Zustand oder ein gutes ökologisches Potenzial der Wasserkörper zum Grundpfeiler für die Erhaltung verschiedenster sensibler Ökosysteme.
Hintergrund / Bedeutung - Fließgewässer
Vielerorts beeinträchtigen Schad- und Nährstoffeinträge aus Industrie, Landwirtschaft und Haushalten die Wasserqualität. Zusätzlich führte die intensive Bewirtschaftung der Gewässer durch Befestigungs-, Begradigungs-, Stau- oder Ausbaumaßnahmen zu einer sukzessiven Degradation der Gewässerstrukturen. Diese Eingriffe verändern die physikalisch-chemischen Gewässereigenschaften und bewirken einen Wandel der aquatischen Artengemeinschaft. In NRW stehen zahlreiche Gewässer unter besonders starkem Nutzungsdruck: Sie sind „künstlich oder erheblich verändert“, für sie kann daher das Entwicklungsziel nicht der gute ökologische Zustand sein. Stattdessen gilt für sie das ökologische Potenzial als Bewertungsmaßstab. Zukünftig wird sich zunehmend auch der Klimawandel mit häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen wie Starkregen, Hitze- und Trockenperioden auf die Gewässer in NRW auswirken. Die Erreichung der Ziele zum ökologischen Zustand wird durch diese Einflussfaktoren zu einer wachsenden Herausforderung.
Ziele
Entwicklung und Interpretation
Entwicklung und Interpretation - Fließgewässer
In NRW erreichten im Untersuchungszeitraum von 2018 bis 2021 insgesamt 9,4 % aller Fließgewässer-Wasserkörper den guten
oder sehr guten ökologischen Zustand (natürliche Wasserkörper) bzw. das gute oder höchste ökologische Potenzial (künstliche oder erheblich veränderte Wasserkörper).Noch immer verhindern die meist schlechten Gewässerstrukturen und eine eingeschränkte Durchgängigkeit, dass typische Artengemeinschaften ihre angestammten Gewässerlebensräume besiedeln können. Nach wie vor stellen auch die Gewässerbelastungen aus Kläranlagen (sowohl Nährstoffe, Hydraulik als auch Mikroschadstoffe) ebenfalls ein Problem bei der Erreichung der Bewirtschaftungsziele dar. Darüber hinaus beeinflusst der Klimawandel in erheblichem Maße die Lebensgrundlagen vieler wassergebundener Arten bis hin zum Verlust der Lebensräume durch zumindest zeitweise Austrocknung. Die Folgen für die Erreichung der Umweltziele sind zurzeit noch nicht endgültig abzusehen, es ist jedoch zumindest mit weiteren Verzögerungen zu rechnen.
Es erfordert verstärkten Einsatz, um bis 2027 für alle Fließgewässer den "guten ökologischen Zustand" oder das „gute ökologische Potenzial“ zu erreichen.
Methodik und Definition
Methodik und Definition - Fließgewässer
Der Indikator gibt den prozentualen Anteil der Fließgewässer-Wasserkörper, aufgeschlüsselt nach ihrer Kategorie sowie ihrem ökologischen Zustand oder Potenzial, an allen Fließgewässerkörpern in NRW an. Dabei wurden ausschließlich Bäche und Flüsse berücksichtigt, deren Einzugsgebiet größer als 10 km² ist.
Der ökologische Zustand basiert auf dem spezifischen Artenspektrum mit Zeigerarten und ihren Abundanzen als Spiegel der physikalisch-chemischen und hydromorphologischen Gewässereigenschaften. Für künstliche oder erheblich veränderte Fließgewässer wird unter Berücksichtigung der spezifischen Gewässernutzung das ökologische Potenzial bestimmt. Die Einstufung erfolgt nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie in fünf ökologische Zustandsklassen, darunter Stufen 1 und 2 für „sehr gut“ oder „gut“.
Datenquellen
Berichtspflichten / Rechtsgrundlagen
Stärken des Indikators
Schwächen des Indikators
Mögliche Weiterentwicklung
Abfall, Boden, Wasser
Weiterführende Links
Datentabelle - Fließgewässer
2012-2014 | 2015-2019 | 2018-2021 | |
Künstliche oder veränderte Wasserkörper, mäßiges, unbefriedigendes oder schlechtes Potenzial | 54,6 | 53,9 | 53,7 |
Natürliche Wasserkörper, mäßiger, unbefriedigender oder schlechter Zustand | 35,9 | 35,7 | 36,8 |
Künstliche oder veränderte Wasserkörper, sehr gutes oder gutes Potenzial | 0,6 | 1,6 | 1,1 |
Natürliche Wasserkörper, sehr guter oder guter Zustand | 8,8 | 8,8 | 8,3 |