Stickstoffüberschuss der landwirtschaftlich genutzten Fläche (Flächenbilanz)
in Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr
Stand: 26.10.2023
Der Trend über die letzten 10 Jahre ist konstant.
Bilanziert man die durch Wirtschafts- und Mineraldünger eingesetzte Stickstoffmenge mit der Nährstoffabfuhr durch die Ernte, ergibt sich über die letzten zehn Jahre ein konstanter Stickstoffüberschuss. Das Ziel der Landesregierung, den Stickstoffüberschuss auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche bis 2030 auf maximal 60 Kilogramm pro Hektar und Jahr zu reduzieren, konnte im Jahr 2021 erstmalig annähernd erreicht werden. In 2021 bezifferte sich der Stickstoffüberschuss auf 62 Kilogramm pro Hektar, was in erster Linie auf geringere Absatzmengen von Stickstoff-Mineraldünger zurückzuführen ist. Weiterhin sind erhebliche Anstrengungen nötig, um das Landesziel zu erreichen und dauerhaft zu halten.
Hintergrund und Bedeutung
Stickstoff ist essenziell für das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen und wird in der Landwirtschaft zumeist in Form von Mineraldünger oder Wirtschaftsdünger wie bspw. Gülle, Mist oder Gärreste auf die Felder ausgebracht. Überschüssiger Stickstoff, der nicht von den Pflanzen aufgenommen wird, kann Umwelt und Natur und somit wichtige Lebensgüter des Menschen schädigen. Die Reduzierung des Stickstoff-Überschusses auf der Fläche steht daher im Fokus der Landespolitik Nordrhein-Westfalens.
Hintergrund / Bedeutung - Stickstoff-Flächenbilanz
Durch die Auswaschung aus den Böden gelangt Stickstoff in Form von Nitrat ins Grundwasser. In Oberflächengewässern, Meeren und Landökosystemen trägt Stickstoff zu deren Eutrophierung bei. Prinzipiell werden durch eine Überdüngung alle Arten, die sich auf nährstoffarme Standorte an Land und im Wasser spezialisiert haben, verdrängt. Zudem droht durch zu hohe Stickstoffeinträge eine Versauerung von Böden durch Ammoniak, Ammonium und Stickstoffoxide. Aus gedüngten Böden freigesetzter Stickstoff in Form von Lachgas reichert sich in der Atmosphäre an und verstärkt den Klimawandel. Der Indikator liefert eine Grundlage zur Abschätzung der Folgen und zur Ableitung von politischem Handlungsbedarf und Maßnahmen in der Landwirtschaft. So dürfen zum Beispiel laut Düngeverordnung maximal 170 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr mit organischen Düngemitteln ausgebracht und der für jeden Schlag individuell nach rechtlich vorgegebener Methodik ermittelte Düngebedarf nicht überschritten werden. Trotz Erfolgen in den letzten Jahren besteht weiterhin Potenzial, die Stickstoffüberschüsse zu reduzieren.
Ziele
Entwicklung und Interpretation
Entwicklung und Interpretation - Stickstoff-Flächenbilanz
Die Entwicklung der Stickstoff-Flächenbilanz in NRW ist von einem schwankenden Verlauf geprägt. Dabei ergab sich in jedem Jahr seit Beginn der Bilanzierung ein Stickstoffüberschuss auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Bei Ertragsausfällen, beispielsweise aufgrund von Trockenheit, wie z.B. in den Jahren 2015 und 2018, ergibt sich eine höhere Stickstoff-Flächenbilanz aufgrund geringerer Stickstoffabfuhren. Das gleitende 3-Jahres-Mittel der Jahre 2018 bis 2020 lag bei 75 kg N/ha. Im Jahr 2021 wurde der bisher niedrigste Wert von 62 kg N/ha errechnet. Dies liegt vor allem an deutlich geringeren Absatzmengen von N-Mineraldünger in Deutschland (ca. -30% im Gegensatz zu 2015), was auf Preisanstiege zurückzuführen sein kann. Aber auch ein Abbau der Schweinebestände sowie höhere N-Abfuhren über die meisten Ackerkulturen können Gründe hierfür sein. Weitere Maßnahmen, z.B. zur Steigerung der Stickstoffeffizienz und Reduzierung von Stickstoffverlusten, sind nötig, um auch langfristig den Zielwert von 60 kg N/ha zu erreichen. Dies gilt insbesondere für Regionen mit hoher Tierhaltung. Aber auch im intensiven Gemüsebau liegt Verbesserungspotenzial.
Methodik und Definition
Methodik und Definition - Stickstoff-Flächenbilanz
Der Indikator zeigt die jährliche Bilanz aus Stickstoffzufuhren und -abfuhren bezogen auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) für NRW in Kilogramm Stickstoff pro Hektar (kg N/ha LF). Bei der Berechnung werden auch gasförmige Stickstoffverluste bei der Ausbringung berücksichtigt. Humus-Abbau und -Aufbau fließen nicht in die Bilanzierung ein, da diese regional sehr unterschiedlich sind. Die Stickstoffzufuhr aus Mineraldüngern wird auf Basis von Statistiken auf Ebene der Bundesländer nach einem festgelegten Verfahren geschätzt. Die Auswertung erfolgt für alle Bundesländer durch die Universität Gießen auf Basis der Agrarstatistik. Die Methodik ist in den UBA-Texten 131/2019 beschrieben.
Datenquellen
Berichtspflichten / Rechtsgrundlagen
Stärken des Indikators
Schwächen des Indikators
Mögliche Weiterentwicklung
Natur, Ländliche Räume
Weiterführende Links
Datentabelle - Stickstoff-Flächenbilanz
1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
Stickstoff-Flächenbilanz | 105 | 102 | 93 | 92 | 102 | 107 | 95 | 100 | 117 | 84 | 89 | 93 | 84 | 91 | 75 | 87 | 98 | 91 | 97 | 82 | 110 | 101 | 90 | 109 | 82 | 81 | 62 |
Gleitendes Mittel über 3 Jahre | 100 | 96 | 95 | 100 | 101 | 100 | 104 | 100 | 97 | 89 | 89 | 89 | 83 | 85 | 87 | 92 | 95 | 90 | 96 | 98 | 100 | 100 | 93 | 90 | 75 |