Artenvielfalt und Landschaftsqualität
Grad der Zielerreichung in Prozent im Jahr
Stand: 07.04.2025
Der Trend über die letzten 10 Jahre ist fallend.
Der Indikator zeigt anhand der Bestandsentwicklung von 43 repräsentativen Brutvogelarten, wie sich die Artenvielfalt und Landschaftsqualität in Nordrhein-Westfalen entwickelt. Der Gesamtwert liegt mit 70 % noch weit von dem für 2030 festgelegten Zielwert entfernt. Sein Trend ist über die letzten 10 Jahre ebenso negativ wie für alle 4 Hauptlebensraumtypen: Für das knapp die Hälfte der Landesfläche ausmachende Agrarland (Gewichtungsfaktor 0,46) fiel der Zielerreichungsgrad auf 67 %, für den Wald (Gewichtungsfaktor 0,24) auf 74 %, für die Siedlung (Gewichtungsfaktor 0,22) ebenfalls auf 74 % und für die Gewässer (Gewichtungsfaktor 0,08) auf 65 %. Ziel der Landesregierung ist es, bis zum Jahr 2030 den anhand von Szenarien einer nachhaltig genutzten Landschaft abgeleiteten Zustand von 100 % zu erreichen. Dafür bedarf es großer Anstrengungen.
Hintergrund und Bedeutung
Hintergrund / Bedeutung - Artenvielfalt
Unterschiedliche Flächennutzungen ließen in Nordrhein-Westfalen über Jahrhunderte eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft entstehen. Vielfältige Lebensräume fördern einen hohen Artenreichtum, der Grundlage für einen leistungsfähigen und stabilen Naturhaushalt ist. Produktive Ökosysteme sind auch für den Menschen eine wichtige Lebensgrundlage. Dem Wissen über den Zustand und die langfristige Entwicklung von Natur und Landschaft und die sie besiedelnden Arten kommt daher besondere Bedeutung zu.
Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Siedlungsbau und viele anderen Nutzungen führen zu einem kontinuierlichen Wandel der Kulturlandschaft. Der Indikator wurde entwickelt, um die Auswirkungen des Wandels dieser vielfältigen Nutzungen auf die Artenvielfalt und die Qualität von Lebensräumen abzubilden. Auch soll er helfen, den Erfolg von Maßnahmen zu mehr Artenvielfalt und Landschaftsqualität zu überprüfen. Grundlage sind die Bestandsentwicklungen ausgewählter Brutvogelarten, die charakteristisch für die vier Lebensraumtypen Agrarland, Wälder, Siedlungen und Gewässer sind und sensibel auf Nutzungsveränderung reagieren. Steigt die Lebensraumqualität durch sinkende Belastungen, eine nachhaltigere Landnutzung oder Maßnahmen des Naturschutzes, nehmen die Bestände der Arten zu. Die Brutvogelarten stehen dabei repräsentativ für die gesamte Artengemeinschaft: Eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen kommt auch anderen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zugute.
Ziele
Entwicklung und Interpretation
Entwicklung und Interpretation - Artenvielfalt
Mit einem Gesamtwert von 70 % für das Jahr 2022 ist die Artenvielfalt und Landschaftsqualität weit entfernt von dem Zielwert 100 % für 2030. Das gilt auch für die 4 Hauptlebensraumtypen: In der Agrarlandschaft finden zwar erfolgreich wirkende Maßnahmen wie Vertragsnaturschutz und ökologischer Landbau statt. Deren Umfang ist aber bislang zu gering für eine Trendumkehr. Vorherrschend ist vielmehr eine intensive Bodenbearbeitung und der hohe Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Im Wald wirken Maßnahmen wie der Umbau zu strukturreicheren Laub- und Mischwäldern partiell bereits positiv, für eine Trendwende reicht das indes noch nicht. In den Siedlungen nimmt die Artenvielfalt besonders um Höfe und in den Dörfern ab. Um die Artenvielfalt und Landschaftsqualität bei den oft durch Strukturdefizite, Nährstoffeinträge, Dürre und Freizeitaktivitäten beeinträchtigten Gewässer zu verbessern, ist die konsequente Umsetzung von Maßnahmen zur ökologischen Entwicklung von Gewässern notwendig.
Methodik und Definition
Methodik und Definition - Artenvielfalt
Der Indikator basiert auf der Bestandsentwicklung von 43 Brutvogelarten, die repräsentativ sind für den Zustand der 4 Hauptlebensraumtypen des Landes. Er wurde 2022 bis 2024 an die überarbeitete Methodik des Bundes angepasst. Dabei wurden zusammen mit Expertinnen und Experten das Artenset überarbeitet und neue Zielwerte für das Jahr 2030 ermittelt. Diese basieren auf Szenarien einer nachhaltig genutzten Landschaft, abgeleitet unter anderem aus der EU-Biodiversitätsstrategie, dem Bundesnaturschutzgesetz, dem Aktionsprogramm Insektenschutz sowie der Biodiversitätsstrategie und dem Klimaschutzplan Nordrhein-Westfalens. Die Datenreihen wurden nach der Überarbeitung des Indikators rückwirkend neu berechnet. Durch die Überarbeitung ist kein direkter Vergleich mit früheren Datenständen möglich.
Datenquellen
Berichtspflichten / Rechtsgrundlagen
Stärken des Indikators
Schwächen des Indikators
Mögliche Weiterentwicklung
Natur, Ländliche Räume
Datentabelle - Artenvielfalt
Zeilenbeschriftungen | Gesamt | Agrar | Wald | Siedlung | Gewässer | Zielwert (2030) |
2002 | 97 | 105 | 80 | 105 | 84 | |
2003 | 97 | 104 | 80 | 105 | 84 | |
2004 | 96 | 102 | 80 | 105 | 87 | |
2005 | 96 | 100 | 80 | 106 | 89 | |
2006 | 95 | 99 | 80 | 105 | 85 | |
2007 | 92 | 96 | 80 | 103 | 80 | |
2008 | 91 | 94 | 80 | 100 | 81 | |
2009 | 88 | 91 | 80 | 97 | 72 | |
2010 | 87 | 89 | 80 | 93 | 71 | |
2011 | 84 | 86 | 80 | 91 | 64 | |
2012 | 82 | 84 | 80 | 88 | 65 | |
2013 | 81 | 81 | 80 | 86 | 67 | |
2014 | 80 | 79 | 79 | 84 | 73 | |
2015 | 77 | 75 | 79 | 83 | 69 | |
2016 | 76 | 73 | 79 | 81 | 67 | |
2017 | 74 | 72 | 77 | 79 | 65 | |
2018 | 73 | 70 | 76 | 77 | 67 | |
2019 | 72 | 69 | 75 | 76 | 63 | |
2020 | 71 | 68 | 74 | 76 | 62 | |
2021 | 70 | 68 | 74 | 75 | 62 | |
2022 | 70 | 67 | 74 | 74 | 65 |