Treibhausgasemissionen
in Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr
Stand: 20.11.2023
Der Trend der letzten 10 Jahre ist fallend.
Mit rund 217 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten in 2021 stiegen die Treibhausgasemissionen in Nordrhein-Westfalen um 7 % gegenüber dem Vorjahr. Die Emissionsminderung gegenüber 1990 liegt bei 41 %. Die vorläufigen Daten für 2022 zeigen mit rund 217 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten eine weitgehend konstante Entwicklung. Die gestiegenen Emissionen in 2021und 2022 sind auf die konjunkturelle Erholung in Folge der Corona-Krise sowie eine erhöhte Energieproduktion aus fossilen Energieträgern, insbesondere Kohle, zurückzuführen. Im 2021 novellierten Klimaschutzgesetz Nordrhein-Westfalen sind folgende Klimaschutzziele festgelegt: Bis zum Jahr 2030 soll die Reduktion der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 mindestens 65 % betragen, bis zum Jahr 2040 liegt das Ziel bei mindestens 88 % Emissionsminderung. Bis zum Jahr 2045 soll bilanzielle Treibhausgasneutralität erreicht werden.
Hintergrund und Bedeutung
Treibhausgase, insbesondere Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) und fluorierte sowie halogenierte Gase (HFC/PFC/SF3/NF3), behindern in der Atmosphäre die Wärmeabstrahlung der Erde. Die daraus resultierende Temperaturerhöhung ist als Treibhauseffekt bekannt. Dieser grundsätzlich natürliche Prozess wird durch die vom Menschen verursachten Emissionen des 20. und 21. Jahrhunderts beeinflusst und beschleunigt. Die Folgen zeigen sich in den Auswirkungen des globalen Klimawandels.
Hintergrund / Bedeutung - THG
Der Großteil der Treibhausgase stammt aus fossilen Verbrennungsprozessen in Industrie, Energiewirtschaft, Haushalten und Verkehr. Aber auch in der Landwirtschaft werden durch die Bodenbewirtschaftung und Tierhaltung Treibhausgase freigesetzt. Die klimatischen Auswirkungen der Treibhausgase in der Atmosphäre betreffen das gesamte Umweltsystem: Ein verändertes Temperatur- und Niederschlagsregime nimmt Einfluss auf Wasser- und Stoffkreisläufe, es kommt zu häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen, Lebensräume und Ökosysteme verändern sich und mit ihnen die Artenzusammensetzung. Auch die menschliche Gesundheit kann unter anderem durch Hitze oder Niederschlagsextreme beeinträchtigt werden. Im Sinne des Klimaschutzes und zur Vermeidung einer Intensivierung des Treibhauseffekts ist die weitere konsequente Senkung der Emissionen in Nordrhein-Westfalen erforderlich.
Ziele
Ziele - THG
Landesziele:
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 % im Vergleich zu 1990 (Klimaschutzgesetz NRW)
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2040 um mindestens 88 % im Vergleich zu 1990 (Klimaschutzgesetz NRW)
- Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 (Klimaschutzgesetz NRW)
Bundesziele:
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 % im Vergleich zu 1990 (Bundes-Klimaschutzgesetz)
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2040 um mindestens 88 % im Vergleich zu 1990 (Bundes-Klimaschutzgesetz)
- Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 (Bundes-Klimaschutzgesetz)
- Negative Treibhausgasemissionen ab 2050 (Bundes-Klimaschutzgesetz)
EU-Ziele:
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % im Vergleich zu 1990 (EU-Klimagesetz)
- Netto-Treibhausgasneutralität bis 2050 (EU-Klimagesetz)
Entwicklung und Interpretation
Entwicklung und Interpretation - THG
Die Treibhausgasemissionen in NRW lagen 2021 und 2022 (vorläufiger Wert) etwa 41 % niedriger als 1990. Damit zeichnet sich, nach dem durch verbrauchssenkende Corona-Effekte bedingten deutlichen Rückgang im Jahr 2020, für das Jahr 2021 eine Steigerung der Treibhausgasemissionen für NRW ab. Die Gesamtemissionen in 2021 liegen noch etwa 11 Mio. t unter denen des Jahres 2019. Dies ist ein Hinweis, dass, die energiewirtschaftliche Entwicklung in NRW im Jahr 2021 weiterhin stark durch die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen geprägt war.
Bis zum Jahr 2020 war eine fortschreitende Emissionsminderung im Sektor Energiewirtschaft festzustellen, deren Ursache in einer insgesamt geringeren Auslastung der Kraftwerke lag. Im Jahr 2021 ist eine Emissionssteigerung zu beobachten, die im Jahr 2022 anhält. Ursächlich ist eine verstärkte Verstromung von Braun- und Steinkohle, auf die wegen der witterungsbedingt niedrigen Einspeisung aus Erneuerbaren Energien ein erhöhter Anteil im Energiemix entfällt.
In der Industrie führten Effizienzsteigerungen und der Strukturwandel lange zu Emissionsminderungen. Im Berichtsjahr 2021 sind die Industrie-Emissionen auf Grund positiver Konjunktureffekte leicht gestiegen. Beide Sektoren stoßen den Großteil der Treibhausgase aus.
In den vergangenen Jahren sanken die Emissionen im Verkehrssektor aufgrund schärferer Abgas-Grenzwerte und optimierter Motoren trotz des steigenden Fahrzeugbestandes. Zwischen den Jahren 2020 und 2021 bleiben die Emissionen des Straßenverkehrskonstant.
Minderungen im Bereich Haushalte und Kleinverbrauch sind auf Witterungseffekte und die Einspar- sowie Substitutionsbemühungen der Verbraucher zurückzuführen. Letztere gehen stark mit den gestiegenen Energiepreisen einher.
Die Entwicklung der Emissionen im Bereich Produktanwendungen und Sonstige unterliegt in Abhängigkeit von der Einführung neuer Technologien jährlichen Schwankungen, zeigt jedoch in den vergangenen Jahren einen negativen Trend. Emissionen dieses Sektors entstehen u.a. in Pkw- und Gebäudeklimaanlagen.
Der Emissionstrend im Bereich Landwirtschaft ist weitgehend konstant.
Methodik und Definition
Methodik und Definition - THG
Der Berechnung des Indikators liegen Emissionsdaten zu verschiedenen Treibhausgasen zugrunde (CO2, CH4, N2O, SF3, NF3, Fluorkohlenwasserstoffe, Perfluorkohlenwasserstoffe). Die Emissionen werden aus der Emissionsberichterstattung übernommen oder anhand von Aktivitätsraten (zum Beispiel verarbeitete Kohlemenge oder gefahrene Kilometer) und Emissionsfaktoren (zum Beispiel CO2-Ausstoß pro verarbeiteter Tonne Kohle oder gefahrenem Kilometer) berechnet. Dabei gehen die Emissionsmengen der verschiedenen Gase mit individuellen Gewichtungsfaktoren jeweils in Relation zum bekanntesten Treibhausgas CO2 ein, da sie sich in ihrer Klimawirksamkeit unterscheiden. Der Indikator stellt nach diesen Berechnungen die gesamte Menge der Treibhausgasemissionen in NRW in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten dar.
Datenquellen
Datenquellen, Berechnung und Einheit - THG
- Nationaler Inventarbericht (NIR) zum deutschen Treibhausgasinventar, UBA
- Emissionsberichte emissionshandelspflichtiger Anlagen (DEHSt 2022, Richtlinie (EU) 2018/410)
- Emissionserklärungen gem. 11. Bundes-Immissionsschutzverordnung
- Daten zu Landwirtschaft und Landnutzungsänderung, Thünen-Institut
- Berichte aus dem Pollutant Release and Transfer Register (PRTR)
- Statistiken wie Energiebilanzen und Produktionsstatistiken (IT.NRW)
Berichtspflichten / Rechtsgrundlagen
Stärken des Indikators
Schwächen des Indikators
Mögliche Weiterentwicklung
Klima, Energie, Effizienz
Weiterführende Links
Datentabelle - THG
1990 | 1991-1994 | 1995 | 1996-1999 | 2000 | 2001-2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 vorl. | |
Energiewirtschaft | 159,4 | 164,8 | 159,2 | 174,4 | 179,4 | 185,6 | 176,2 | 157,6 | 167,2 | 166,6 | 168,9 | 170,3 | 160,9 | 150,9 | 150,4 | 138,3 | 130,1 | 94,5 | 80,4 | 91 | 97,3 | |||
Industrie | 94,3 | 80,1 | 70,8 | 62,7 | 63,5 | 62,4 | 60,3 | 47,5 | 57 | 55,3 | 53,6 | 54,6 | 54,5 | 54,7 | 54,4 | 54,7 | 54,5 | 58,8 | 54,3 | 58,4 | 54,6 | |||
Verkehr | 36,2 | 38,3 | 39,8 | 36,7 | 36,1 | 35,1 | 35 | 34,5 | 32,6 | 33 | 33,1 | 31,9 | 32,2 | 32,3 | 33,4 | 33,7 | 32,7 | 31,4 | 30 | 30,2 | 29,6 | |||
Haushalte / Kleinverbrauch | 37,3 | 43,6 | 40,9 | 35,7 | 37,8 | 29,7 | 37,5 | 34,8 | 33,4 | 28,6 | 28,6 | 32 | 29 | 29,9 | 30,3 | 31,9 | 28,3 | 28,5 | 26,4 | 26,1 | 24,7 | |||
Fl. Emissionen aus Brennstoffen | 23,4 | 17,6 | 14,1 | 7,1 | 6,4 | 6,2 | 6,1 | 4,5 | 4,3 | 4,1 | 4,8 | 5 | 4,1 | 4,5 | 3,8 | 4 | 3,3 | 3,5 | 1,9 | 0,9 | 0,9 | |||
Produktanwendungen/Sonstige | 3,5 | 4,3 | 3,6 | 3,6 | 3,7 | 3,6 | 3,6 | 3,6 | 3,6 | 3,7 | 3,7 | 3,7 | 3,7 | 3,8 | 3,9 | 3,8 | 4,2 | 4 | 3,5 | 3,3 | 3,1 | |||
Landwirtschaft | 8,1 | 7,5 | 7,2 | 7 | 6,7 | 6,8 | 7 | 7,1 | 7 | 7 | 7,2 | 7,4 | 7,5 | 7,6 | 7,5 | 7,5 | 7,4 | 7,3 | 7,2 | 7 | 6,6 | |||
Abfall | 5,2 | 3,7 | 2,4 | 1,8 | 1,5 | 1,2 | 1,1 | 1 | 0,9 | 0,9 | 0,8 | 0,7 | 0,7 | 0,6 | 0,6 | 0,6 | 0,5 | 0,5 | 0,5 | 0,4 | 0,4 |