Treibhausgasemissionen
in Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr
Stand: 07.02.2025
Der Trend der letzten 10 Jahre ist fallend.
Im Jahr 2022 wurden in Nordrhein-Westfalen 218,0 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen (12,0 Tonnen pro Kopf). Die Emissionsentwicklung ist durch die Ukraine-Krise, damit verbundenen höheren Energiepreisen und dem vermehrten Einsatz fossiler Energieträger, insbesondere Kohle, geprägt. Der vorläufige Wert für 2023 liegt mit 187,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente deutlich darunter. Gründe sind unter anderem Emissionsminderungen in den Sektoren Energiewirtschaft und Industrie durch den geringeren Einsatz fossiler Energieträger, Produktionsrückgänge und gestiegene Energiepreise. Im Klimaschutzgesetz Nordrhein-Westfalen sind 3 Ziele fixiert: Im Vergleich zu 1990 soll die Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 mindestens 65 % und bis 2040 mindestens 88 % betragen. Bis 2045 soll eine bilanzielle Treibhausgasneutralität erreicht sein.
Hintergrund und Bedeutung
Treibhausgase, insbesondere Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) und fluorierte sowie halogenierte Gase (HFC/PFC/SF3/NF3), behindern in der Atmosphäre die Wärmeabstrahlung der Erde. Die daraus resultierende Temperaturerhöhung ist als Treibhauseffekt bekannt. Dieser grundsätzlich natürliche Prozess wird durch die vom Menschen verursachten Emissionen des 20. und 21. Jahrhunderts beeinflusst und beschleunigt. Die Folgen zeigen sich in den Auswirkungen des globalen Klimawandels.
Hintergrund / Bedeutung - THG
Der Großteil der Treibhausgase stammt aus fossilen Verbrennungsprozessen in Industrie, Energiewirtschaft, Haushalten und Verkehr. Aber auch in der Landwirtschaft werden durch die Bodenbewirtschaftung und Tierhaltung Treibhausgase freigesetzt. Die klimatischen Auswirkungen der Treibhausgase in der Atmosphäre betreffen das gesamte Umweltsystem: Ein verändertes Temperatur- und Niederschlagsregime nimmt Einfluss auf Wasser- und Stoffkreisläufe, es kommt zu häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen, Lebensräume und Ökosysteme verändern sich und mit ihnen die Artenzusammensetzung. Auch die menschliche Gesundheit kann unter anderem durch Hitze oder Niederschlagsextreme beeinträchtigt werden. Im Sinne des Klimaschutzes und zur Vermeidung einer Intensivierung des Treibhauseffekts ist die weitere konsequente Senkung der Emissionen in Nordrhein-Westfalen erforderlich.
Ziele
Ziele - THG
Landesziele:
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 % im Vergleich zu 1990 (Klimaschutzgesetz NRW)
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2040 um mindestens 88 % im Vergleich zu 1990 (Klimaschutzgesetz NRW)
- Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 (Klimaschutzgesetz NRW)
Bundesziele:
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 % im Vergleich zu 1990 (Bundes-Klimaschutzgesetz)
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2040 um mindestens 88 % im Vergleich zu 1990 (Bundes-Klimaschutzgesetz)
- Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 (Bundes-Klimaschutzgesetz)
- Negative Treibhausgasemissionen ab 2050 (Bundes-Klimaschutzgesetz)
EU-Ziele:
- Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % im Vergleich zu 1990 (EU-Klimagesetz)
- Netto-Treibhausgasneutralität bis 2050 (EU-Klimagesetz)
Entwicklung und Interpretation
Entwicklung und Interpretation - THG
Die Treibhausgasemissionen in NRW lagen 2022 etwa 41 % und 2023 (vorläufiger Wert) rund 49 % niedriger als 1990. Damit zeichnet sich, nach dem Emissionsanstieg im Jahr 2021, ein rückläufiger Trend ab.
Bis zum Jahr 2020 sinken die Emissionen in der Energiewirtschaft durch die Reduktion fossiler Brennstoffe. Im Jahr 2022 ist ein Emissionsanstieg durch eine verstärkte Kohleverstromung zur Sicherung der Versorgungssicherheit in Folge der Ukraine-Krise zu verzeichnen. Positiven Einfluss auf die Emissionsentwicklung nahm 2023 eine erhöhte Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien sowie ein verminderter Anteil fossiler Energieträger im Energiemix.
Nach Effizienzsteigerungen und Strukturwandel, führen in den Berichtsjahren 2022 und 2023 hohe Energiepreise und negative Konjunktureffekte zu weiteren Emissionsminderungen in der Industrie.
Schärfere Abgas-Grenzwerte und optimierte Motoren führten in den vergangenen Jahren, trotz steigender Fahrzeugbestände, zu Emissionsminderungen im Verkehrssektor. Im Jahr 2022 stiegen sowohl die Fahrleistung als auch die Emissionen des Straßenverkehrsungeachtet gestiegener Kraftstoffpreise und „9-Euro-Ticket“ leicht an. Minderungen im Bereich Haushalte und Kleinverbrauch sind auf Witterungseffekte und die Einspar- sowie Substitutionsbemühungen der Verbraucher zurückzuführen. Letztere gehen stark mit den gestiegenen Energiepreisen einher.
Die Emissionsentwicklung im Bereich Produktanwendungen unterliegt durch technologische Neuerungen einem negativen Trend. Emissionen dieses Sektors entstehen u.a. in Pkw- und Gebäudeklimaanlagen.
Die Emissionen der Landwirtschaft sinken in Folge abnehmender Tierzahlen.
Methodik und Definition
Methodik und Definition - THG
Der Berechnung des Indikators liegen Emissionsdaten zu verschiedenen Treibhausgasen zugrunde (CO2, CH4, N2O, SF3, NF3, Fluorkohlenwasserstoffe, Perfluorkohlenwasserstoffe). Die Emissionen werden aus der Emissionsberichterstattung übernommen oder anhand von Aktivitätsraten (zum Beispiel verarbeitete Kohlemenge oder gefahrene Kilometer) und Emissionsfaktoren (zum Beispiel CO2-Ausstoß pro verarbeiteter Tonne Kohle oder gefahrenem Kilometer) berechnet. Dabei gehen die Emissionsmengen der verschiedenen Gase mit individuellen Gewichtungsfaktoren jeweils in Relation zum bekanntesten Treibhausgas CO2 ein, da sie sich in ihrer Klimawirksamkeit unterscheiden. Der Indikator stellt nach diesen Berechnungen die gesamte Menge der Treibhausgasemissionen in NRW in Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten dar.
Datenquellen
Datenquellen, Berechnung und Einheit - THG
- Nationaler Inventarbericht (NIR) zum deutschen Treibhausgasinventar, UBA
- Emissionsberichte emissionshandelspflichtiger Anlagen (DEHSt 2023, Richtlinie (EU) 2018/410)
- Emissionserklärungen gem. 11. Bundes-Immissionsschutzverordnung
- Daten zu Landwirtschaft und Landnutzungsänderung, Thünen-Institut
- Berichte aus dem Pollutant Release and Transfer Register (PRTR)
- Statistiken wie Energiebilanzen und Produktionsstatistiken (IT.NRW)
Berichtspflichten / Rechtsgrundlagen
Stärken des Indikators
Schwächen des Indikators
Mögliche Weiterentwicklung
Klima, Energie, Effizienz
Datentabelle - THG
Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente | 1990 | 1991-1994 | 1995 | 1996-1999 | 2000 | 2001-2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 vorl. |
Energiewirtschaft | 159,4 | 164,8 | 159,2 | 174,4 | 179,4 | 185,6 | 176,2 | 157,6 | 167,2 | 166,6 | 168,9 | 170,3 | 160,9 | 150,9 | 150,4 | 138,3 | 130,1 | 94,5 | 80,4 | 91,0 | 97,1 | 71,9 | |||
Industrie | 94,3 | 80,1 | 70,8 | 62,7 | 63,5 | 62,4 | 60,3 | 47,5 | 57,0 | 55,3 | 53,6 | 54,6 | 54,5 | 54,7 | 54,4 | 54,7 | 54,5 | 58,8 | 54,3 | 58,4 | 54,1 | 51,0 | |||
Verkehr | 36,2 | 38,3 | 39,8 | 36,7 | 36,1 | 35,1 | 35,0 | 34,5 | 32,6 | 33,0 | 33,1 | 31,9 | 32,2 | 32,3 | 33,4 | 33,7 | 32,7 | 31,4 | 30,0 | 30,2 | 31,7 | 31,7 | |||
Haushalte / Kleinverbrauch | 37,3 | 43,6 | 40,9 | 35,7 | 37,8 | 29,7 | 37,5 | 34,8 | 33,4 | 28,6 | 28,6 | 32,0 | 29,0 | 29,9 | 30,3 | 31,9 | 28,3 | 28,5 | 26,4 | 26,1 | 24,0 | 22,2 | |||
Fl. Emissionen aus Brennstoffen | 23,4 | 17,6 | 14,1 | 7,1 | 6,4 | 6,2 | 6,1 | 4,5 | 4,3 | 4,1 | 4,8 | 5,0 | 4,1 | 4,5 | 3,8 | 4,0 | 3,3 | 3,5 | 1,9 | 0,9 | 0,8 | 0,8 | |||
Produktanwendungen/Sonstige | 3,5 | 4,3 | 3,6 | 3,6 | 3,7 | 3,6 | 3,6 | 3,6 | 3,6 | 3,7 | 3,7 | 3,7 | 3,7 | 3,8 | 3,9 | 3,8 | 4,2 | 4,0 | 3,5 | 3,3 | 3,2 | 3,0 | |||
Landwirtschaft | 8,1 | 7,5 | 7,2 | 7,0 | 6,7 | 6,8 | 7,0 | 7,1 | 7,0 | 7,0 | 7,2 | 7,4 | 7,5 | 7,6 | 7,5 | 7,5 | 7,4 | 7,3 | 7,2 | 7,0 | 6,4 | 6,3 | |||
Abfall | 5,2 | 3,7 | 2,4 | 1,8 | 1,5 | 1,2 | 1,1 | 1,0 | 0,9 | 0,9 | 0,8 | 0,7 | 0,7 | 0,6 | 0,6 | 0,6 | 0,5 | 0,5 | 0,5 | 0,4 | 0,7 | 0,7 |